Gedankenfreiheit


05 Gedankenfreiheit
 
Die Mitgliedschaft in vielen religiösen Vereinigungen und Kirchen verlangt oft die Annahme eines gemeinsamen Glaubens und Dogmas.
Oft jedoch wissen viele Mitglieder nicht, was nun wirklich der Glaube ihrer Kirche ist, oder es besteht eine tiefe Kluft zwischen dem wirklichen Glauben des denkenden Menschen und dem offiziellen Bekenntnis, das von ihm innerhalb seiner Kirche verlangt wird.
Dieser Zweifel und diese Zerrissenheit zwischen Lehre und Glauben hemmt oft den freien Gebrauch der Vernunft. Die Unabhängige Katholische Kirche gewährt ihren Mitgliedern Freiheit in der Auslegung des Glaubensbekenntnisses, der Schriften und der Tradition sowie den Zusammenfassungen der Lehren. Sie verlangt nur, daß Verschiedenheiten in der Auslegung höflich ausgedrückt werden. Sie nimmt diesen Standpunkt nicht aus Gleichgültigkeit der Wahrheit gegenüber ein, sondern weil sie der Ansicht ist, daß der Glaube das Ergebnis eigenen Lebens, eigenen Studiums und der eigenen Intuition sein sollte. Eine Wahrheit ist für einen Menschen keine Wahrheit, noch etwa eine Offenbarung, solange er sich selbst damit nicht identifizieren kann. In dem Maße, wie ein Mensch in das geistige Leben hineinwachsen, wird er auch in das
Erfassen der Wahrheit hineinwachsen; kein bloßes Lippenbekenntnis, keine oberflächliche Zustimmung des Verstandes kann dieses Wachstum ersetzen.
 
Christus selbst wollte gewiß, daß seine Religion eine Religion der Liebe und der Freiheit sei, die den Menschen auf seine vielen verschiedenen Entwicklungsstufen empfängt und begrüßt.
Jesus Christus wollte nicht, daß eine Kirche in Gottes Namen Formeln diktiert, deren Annahme eine Bedingung für die Erlösung vordergründig, im tiefsten Wesen jedoch nur eine Untermauerung des grenzenlosem Machtanspruches der, diese Bedingungen aufstellenden Kirchenfunktionären, sei.
 
Die Unabhängige Katholische Kirche ist der festen Überzeugung, daß sie in Übereinstimmung mit dem Heiligen Geist ist, wenn sie jene in ihren Reihen willkommen heißt, die nach der Wahrheit, vor allem nach dem Weg, ihrem Weg, zur Wahrheit suchen. Sie verlangt von ihren Mitgliedern als Arbeitsgrundlage der Gemeinschaft kein Bekenntnis gemeinsamen Glaubens, sondern nur die Bereitwilligkeit, Gott durch ein gemeinsames Ritual zu verehren. Sie versucht ihnen zu helfen, selbst die Wahrheit zu finden, indem sie ihnen Gelegenheit zu geistigem Wachstum bietet und ihnen die alte Wissenschaft von der Entfaltung göttlichen Möglichkeiten in jedem Menschen erklärt. Sie erwartet von ihren Mitgliedern Aufrichtigkeit, Reinheit der Absicht, Duldsamkeit,
Unvoreingenommenheit, Höflichkeit im Ausdruck und Umgang, Bereitwilligkeit an sich selbst und der Gemeinschaft zu arbeiten und ein beständiges Streben nach hohen Idealen.